Holländische Motive aus Delft

Europäische Versuche Chinaporzellan nachzuahmen, haben bereits im 14. Jahrhundert angefangen. Besonders begehrt war damals Porzellan aus der Zeiten der Ming-Dynastie (14.-17. Jh). In Italien entstand Majolika, eine Art der Keramik mit Bleioberfläche. In Portugal und später auch in Holland wurde mit der Verwendung des Zusatzmittels „Margiel“ Fayence entdeckt. Fayence war zwar sehr dünn und beständiger als bisherige Keramik aber es war noch sehr weit von der Qualität von Porzellan entfernt. Diese wurde zum ersten Mal in Europa 1708 in Sachsen, in der Manufaktur von Meissen entdeckt.

Für unsere Manufaktur hat jedoch die holländische Kleinstadt Delft die entscheidende Bedeutung. Diese Stadt ist bekannt durch den Maler Jan Vermeer van Delft und durch die Keramik.

Aus Delft kam über hundert Jahre lang die begehrteste Fliesenkeramik und Geschirr nach ganz Europa, welche das chinesische Porzellan imitierte. Ähnlich wie beim chinesischen Porzellan wurde blaue Farbe verwendet. Etwa ab dem Jahre 1680 wurden in Delft die Motive aus der Ming-Dynastie in China und aus den japanischen Motiven von Imari kopiert. Damals nannte man diese Stilrichtung „Delfts Blauw“. Erst später wurden die Motive um neue Inhalte erweitert. Es kamen Bilder aus der Mythologie, dann Matrosenmotive, holländische Landschaften, Alltagsbilder, wie arbeitende Menschen und spielende Kinder oder die weltbekannten holländischen Tulpen dazu. Die keramischen Fliesen wurden zu den begehrtesten Schmuckelementen in damaligen Gutshäusern. Der Zeitzeuge, der berühmte Maler Vermeer dokumentierte es auf seinen zahlreichen Bildern. Bis heute kann man in der Sommerresidenz des Zaren in Peterhof pompöse Öfen und Fliesenwände in den zahlreichen Palasträumen bewundern. Auch in Portugal waren keramische Fliesen sehr beliebt. Dort erlaubte das milde Klima die Verwendung von Keramik nicht nur in Innenräumen, sondern auch draußen, um die Grenzmauern oder Schwimmbadbereiche und Gartenskulpturen zu verschönern.